Badrunde 1 – „Abtauchen“ im historischen Stadtbad

Vor wenigen Wochen veranstaltete der Freischwimmer Verein erste Führungen durch das Krefelder Stadtbad. Jede Stunde zwischen 10 und 18 Uhr durfte eine Traube von rund 20 mit Helmen ausgestatteten Interessenten, geleitet von unseren Vorstandsmitgliedern Nils Rottgardt und Philip Klug, durch das Hauptportal die schier endlosen Gänge des Prunkbaus betreten. Mit diesem Veranstaltungskonzept wollten wir den Bürgern nicht nur eine Möglichkeit geben, das alte Bad in seinem aktuellen Zustand zu besichtigen, sondern vor allem dazu einladen, sich in die vielen möglichen Zukunftsszenarien hineinzuversetzen, die vielleicht einmal Realität werden. Passend dazu trugen unsere anwesenden Vereinsmitglieder Blaumänner – ein allseits bekanntes Zeichen für anpackende Tätigkeiten.

Der Andrang bestärkte uns in unserem Eindruck, dass das Stadtbad den Krefeldern nicht nur in Erinnerung geblieben, sondern nach wie vor als Teil der Innenstadt wichtig ist. Der Rundgang führte uns durch den großen Eingangsflur, die Treppe hinauf, vorbei an der bekannten Wandmalerei des Krefelder Künstlers Fritz Huhnen und weiter in Richtung Kaiserbad. Von der wunderschönen alten Jugendstilbadewanne war kurz zuvor gewaltsam ein Einstiegsgriff entfernt worden, was starke Schäden an den kunstvollen blauweißen Fliesen am Badewannenrand zur Folge hatte. Trotz zahlreicher Schäden durch Vandalismus und Witterung ist die Schönheit des Gebäudes nach wie vor beeindruckend, bietet viel Anlass zum Staunen und Träumen.  

Plantschen war gestern – Visionen für das Stadtbad

An die hundert Badewannenkabinen, die der Besucher auf dem Weg zum Kaiserbad passiert (ja, so etwas wurde zur Erbauungszeit des Stadtbades benötigt, denn viele Haushalte hatten weder Wanne noch Dusche) warteten Vereinsmitglieder mit einer ersten kleinen Überraschung auf unsere Besucher: Perspektivisch möchte der Freischwimmer e.V. das Stadtbad für alternative Nutzungen im Bereich neuen Wirtschaftens, der Kultur und sozialen Einrichtungen zugänglich machen, deshalb haben wir hier zwei mögliche Varianten gezeigt: Die kleinen Nasszellen machen sich zum Beispiel ganz wunderbar als Büros und Werkstätten.

Weiter ging es in Richtung Damenbad. Obwohl die Zeit auch hier ihre Spuren hinterlassen hat, kann sich der Betrachter noch gut vorstellen, wie einst Jung und Alt ihre Bahnen im großen Fliesenbecken zogen. Am Beckenrand zeigte die Gießener Tänzerin Viktorija Ilioska ein modernes Solo-Tanzstück. Wie ein Phantom, das aus der Vergangenheit wie aus der Zukunft stammen könnte, drehte die gebürtige Mazedonierin ihre Kreise – ganz für sich, als würde niemand zusehen – und bot einen Anreiz, die Fantasie schweifen zu lassen.

Nach diesem performativen Einschub erhielten unsere Gäste im ehemaligen römisch-irischen und zeitweiligen Sitz des Schlaraffia-Bundes Krefeld durch Marcel Beging und Ruth Esser-Rehbein eine kurze Einführung in die Ziele, Konzeptionen und Motivationen des Freischwimmer e.V. An dieser Stelle war es uns wichtig, noch einmal explizit zur Unterstützung des Projekts Stadtbad einzuladen. Ein Ort inmitten der Innenstadt ist ein Ort der Bürger – jede Initiative zugunsten des Projekts ist wichtig und wertvoll. 

Im Anschluss an das Gespräch ging es weiter in eine der größeren Einzelbadzellen, wo der Saxophonist Patrick Faurot den einzigartigen Klang des Wannenhohlraums für ein musikalisches Intermezzo nutzte. Ähnlich wie auch Tänzerin Viktorija agierte auch dieser Darsteller bewusst ganz für sich und diente so als menschgewordener Denkanreiz für die Besucher. 

Im Herrenbad, der vorletzten Station begegneten wir ihm ein zweites Mal, ebenso wie Viktorija, die hier zur Saxophonmusik im großen Becken eine zweite Tanzperformance zeigte. Im hinteren, tiefen Beckenbereich hatte der Künstler Garvin Dickhof einen rund acht mal acht Meter großen Ballon installiert, der eine Möglichkeit bot, die Relation von Raum und Objekt zu hinterfragen. 

Zum Abschluss unserer Rundgänge führten wir jede Gruppe in den Innenhof des Stadtbades. Auf dem von verwunschenem Gebüsch umwucherten Außenbecken schwamm ein Ruderboot mit Anglern darin. Ob sich mittlerweile Fische in dem einstigen Schwimmbad angesiedelt haben, bleibt allerdings noch herauszufinden… 

Danke!

Was wird aus dem Stadtbad? Bühne? Ausstellungsraum? Office Space? Freizeitort? Oder etwas ganz anderes – oder alles zusammen? Vieles ist denkbar – und genügend Raum für alle möglichen Ideen vorhanden.Am Ende steht für uns große Freude und Dankbarkeit über die vielen Besucher, die tollen Rückmeldungen und das allgegenwärtige Gefühl, dass unser Projekt von so vielen Krefeldern begeistert angenommen wird. Wir freuen uns auf die zukünftigen Entwicklungen und werden nach diesem ereignisreichen Wochenende motiviert weiterschwimmen – die nächste Badrunde kommt!